Freitag, 3. Mai 2013

THE REINCARNATION OF PETER PROUD (J. Lee Thompson, 1975)

Ein (sympathisch) kränklicher Mysterythriller einer Art, die erst viel später zum Standardspiel geworden ist, glaube ich (auch wenn da natürlich immer Edward Dmytryks frostiger MIRAGE sein wird). Der Selbstvollzug des Films vergräbt sich allerdings mit sicherer Hand in geradezu schlafwandlerisch sozialen Reflexen, als müsste diese Handvoll Menschen diese drei Menschen den Tod eines Angehörigen verarbeiten. Ein ideales, tristes Nest für den mitfühlenden Michael Sarrazin, der erste Schauspieler, der mich seit sehr langer Zeit zu einem Film angespornt hat, nachdem er mich vor zwei Wochen in THE SHOOT HORSES, DON'T THEY überwältigt hat. Diesem Film über Wiedergeburt ist Sarrazins Aura des entspannten Verzichts ebenso teuer und angemessen wie der nekrologische Fernsehserien-Duktus, und am Ende, als ich mich mit dem Film bereits behaglich eingetrübt hatte, verdatterte er mich auf denkbar unschuldige Weise mit einem ganz großen What-the-fuck-Moment, dem nonchalantest vorstellbaren bad ending (das vielleicht keins ist, wenn man den Film als Depressionstherapie aufzufassen geneigt ist - Nein, vielleicht ist es wirklich kein bad ending, aber wenn es keins ist, so verwirrt die Astinenz des geschäftsüblichen Eso-Pathos. Es ist so, als würde der Film keine Minute darauf verschwenden, sich selbst vor einem Publikum zu imaginieren, das ist irgendwie toll). Ein Film, in dem hypnotische Langeweile - die Entwicklung einer Erzählung aus dem Mäandern heraus ist beinahe Zen! - und langweilige Seltsamkeit einen verschwitzten Ringkampf austragen. Man kann diesem Film beinahe nur mit Empathie oder Desinteresse begegnen, glaube ich. Im Internet wird ihm als Genre überall "Horror" zugeschlagen. Das ist nicht sehr rücksichtsvoll. Der Ärmste.

 






















Nachtrag: in der OFDB lese ich den Kommentar des entsetzlichen Frank Trebbin.

Ernst, viel zu ernst, so geht J. Lee Thompson diese nicht gerade spektakuläre Geschichte um Seelenwanderung an. Anstatt eine etwas ironische Distanz zum Thema aufzubauen, versüßt Thompson das Ganze lieber mit viel Freizügigkeit. Doch auch das rettet nicht davor, daß sich Langeweile breitmacht.

Genau das. Ein geheimer Klassiker des verzichtenden Films. Soviel Sleaze, aber keine Erlösung in Sicht. Der Verzicht und das Zupacken auf den beiden Zeitebenen sind schon ein Fall für sich: in den 40iger Jahren wird die mädchenhafte Margot Kidder von ihrem erregend brutalen Ehemann vergewaltigt (anschließend geht er zum See, schwimmen, mit den Worten "You bore me, bitch. I'm gonna wash off your stink!" - man merkt, der Film ist nur am äußersten Rand von Hollywood entstanden), in den 70iger Jahren ist dessen wohlfeil nette, jungenhafte Reinkarnation Peter Proud ein passives Boy-Toy in den Händen einer lasziven Blondine, die solche Sachen sagt wie "You're a delicious man, Peter", oder "I had other things planned for tonight. As a matter of fact, I'm terribly horny".

1 Kommentar:

  1. Den finde ich auch sehr toll in seiner schlichten Unaufgeregtheit. Ein weiterer interessanter (Meta-)Dialogsatz (aus der deutschen Fassung): "Zur Hölle mit Sigmund Freud!"

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