Was das soll

Meine verehrten, nicht Kollegen, sondern Freunde, mit denen ich seit nummehr vier Jahren ESKALIERENDE TRÄUME am Leben erhalte, sähen das, was ich hier zu tun gedenke, lieber dort als hier, sagten sie mir. Es ist allerdings mein erklärter Wunsch gewesen, über ein Blog ganz und gar so verfügen zu können, wie meine Launen es mir zuflüstern, so spontan, so ungeniert banal und so frei von Furcht vor Redundanz und Überschwemmung wie möglich.

Schon vor mehr als zwei Jahren begann ich, davon zu träumen, in mein ohnehin schon überquellendes und von mir zunehmend frustrierter und lustloser geführtes Sehtagebuch Bilder einzubinden, diese Bilder mit einigen Sätzen der Stimmung des Films zuzuordnen, einige seiner Eigenheiten aus ihnen herauszukitzeln, vielleicht aber auch nur einem Film, der vorher kein Gesicht hatte, mit von mir ausgewählten Screenshots den Hauch eines Gesichts zu geben. Bilder können so etwas schlagartig bewirken oder aus dem Stand Neugierde wecken; ihre Auswahl kann ein sehr individueller Vorgang sein. Seit geraumer Zeit spüre ich immer mehr, wie die Worte - analog zum immer weiter anschwellenden, aber auch immer chaotischeren Reichtum meiner Filmerlebnisse - mir unter meinen Händen versagen, wie ich ich immer mehr den Eindruck erhalte, ein Anderer, ein Fremder, würde an meiner Stelle all diese Kurz- und Langtexte schreiben, unter oder über denen mein Name steht. Meine Art, über Film zu schreiben, ist zu diesem Zeitpunkt unfreiwillige Verstellung im Endstadium, eine Notlösung, weil ich nicht das ausdrücken kann, was mich eigentlich dazu antreibt - oder zumindest: antreiben sollte - über Filme zu schreiben.

Dieses Blog soll den Bildern gehören, nicht Bildern, die für mich die Filme, aus denen sie stammen, repräsentieren, auch nicht notwendigerweise Bilder, die besonders haften geblieben sind oder mich außerordentlich beeindruckt haben, keinesfalls nur Bilder aus Filmen, die sich mir als besondere Lieblinge offenbart haben und sicherlich nicht nur Bilder, die für mich das sind, was man "schön" oder "attraktiv" nennt. Um es knapp herunterzubrechen: Irgendwelche Bilder, alle Arten von Bildern, aber hoffentlich nur Screenshots, die ich selbst angefertigt habe. Und ich fertige derer unzählige an. Ich finde sie dann gelegentlich erst Monate, manchmal auch Jahre später, wieder. Auch solche Funde werden hier landen. Nicht erinnert so an ein Filmerlebnis wie ein Bild. Ich habe, das möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, nie ganz nachvollzogen, worin die heute bisweilen spürbare Skepsis gegenüber der "unbegrenzten Verfügbarkeit" von Filmbildern ihren Ursprung hat. Seine Verfügbarkeit entwertet meinem Empfinden nach ein Filmbild - geschweige denn einen Film an sich - in keinster Weise, bricht auch kaum je den bewusst ebenso wie den affektiv empfundenen Bann eines Bildes, wenn es zusammen mit 23 oder 24 (bald vielleicht auch 47) anderen im Film an mir vorüberläuft, auch nicht, wenn ich diesen Lauf für einen Augenblick unterbreche. Diese Bilder sind geschaffen worden, um verfügbar zu sein, und diese Unterbrechung für einen Augenblick kann sich in einen kathartischen Moment auswachsen, ebenso wie in einen traurigen, wenn man erkennen muss, sich mit einem Film und seiner Bewegungsfreiheit zuviel erlaubt zu haben.

Augenblick heißt auf Italienisch "attimo", und da meine hoffnungslos obsessive, 2012 durch einen dreimonatigen Aufenthalt in Italien ganz neu vertieften Beschäftigung mit dem italienischen Kino insbesondere der 60iger bis 80iger Jahre besonders viele reizvolle Gedanken über einen Blog wie diesen angestoßen hat, bin ich in Ermangelung aufregenderer Ideen schlicht auf "immagini in attimi" verfallen - Bilder in Augenblicken. Ich hätte es vorgezogen, das ohnehin sehr (und in diesem Moment mir sehr angenehm) ziellose Konzept dieses Blogs sich im Laufe der Zeit selbst erklären zu lassen, doch da ich mich des Gefühls nicht erwehren kann, bis zu diesem Punkt eigentlich nichts erklärt zu haben, ist diese Einführung möglicherweise sogar eine schriftliche Entsprechung meiner Sehnsucht nach einem von allen Textformen, die ich bisher erfolglos erpropt habe, emanzipierten Minimalismus, die ich hier zu stillen trachte. Möge die Neugierde immer wieder aufglimmen, in euch wie in mir.

Schließlich noch ein Disclaimer: Es ist nicht meine Absicht, bestehende Urheberrechte zu verletzen, bzw. urheberrechtlich geschütztes Material für monetäre oder ideologische Zwecke zu missbrauchen. Nach meiner Auffassung soll dieses Blog nicht zuletzt auch Interesse wecken an den Filmen, die hier in Bildern vertreten sein werden. Bitte wenden Sie sich persönlich an mich, wenn Sie als Urheber eines Bildes (bzw. Films) die Entfernung eines oder mehrerer Bilder wünschen sollten.

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