Dienstag, 19. März 2013

Ein Film, der nicht heimlich bleiben darf

HEIMLICHKEITEN (1968) ist der Film, für dessen unabhängige Produktion sich Wolfgang Staudte so verschuldete, dass er für den Rest seiner Karriere, über 15 Jahre lang, nur noch Auftragsarbeiten, vor allem fürs Fernsehen, drehen konnte. Ungeachtet der teils enormen Qualitäten dieser Fernseharbeiten für u. a. den "Kommissar" - etwa DIE ANHALTERIN (1972) - und "Tatort" - etwa ZWEI LEBEN (1976) -  und auch der Kinofilme FLUCHTWEG ST. PAULI und DIE HERREN MIT DER WEISSEN WESTE- fragte ich mich nach der Sichtung dieses fiebrig mäandernden, die Sonne über dem schwarzen Meer düster strahlen lassenden, gallig-absurden, sensuellen (auch das, auch hier) und jede Idee von Erzählung und Beweisführung einem dissoziativen Strom von Situationen und Stimmungsbildern eifrig opfernden, bizarren Filmkoloss, was für Filme Wolfgang Staudte in all den Jahren vor und nach diesem Film gemacht hätte, hätte er seinen Willen bekommen. Eine Freundin hat dankenswerterweise einige Bilder der atemberaubenden, neuwertigen 35mm-Kopie, die am vergangenen Freitag in Köln gezeigt wurde, abfotografiert. Ins digitale Zeitalter hat es der Film, natürlich, das ist fast bittere Ironie angesichts seiner Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte, noch nicht geschafft und die Chancen, dass er es auch in Zukunft nicht schaffen wird, stehen ausgezeichnet - wie bei nahezu allen wirklich exzentrischen deutschen Filmen der 60iger, ist man beinahe versucht zu sagen. Wenn man HEIMLICHKEITEN so klar, so glühend vor Farbe und Textur und so unnachgiebig präsent - er existiert, dieser Film, und ist so anders als alles, was man sich unter ihm vorstellen könnte - erlebt hat, kann man das nur skandalös finden.








2 Kommentare:

  1. Ich hätte gedacht, dass das Bilder von einem alten Röhrenfernseher abfotografiert sind. :) Da scheint der Film vom Aussehen auch hinzupassen. Schade, das er wieder nicht den Weg aus dem Kino gefunden hat, weil es wohl kaum Kinos gibt, die ihn noch zeigen werden. Sieht auf jeden Fall sehr verführerisch aus.

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  2. Tatsächlich war es ein ziemlich erschlagendes Kinoerlebnis, ich hätte um nichts in der Welt diese brillante, fast nagelneue 35mm-Kopie und diese große Tiefe der Bilder gegen etwas Kleineres, Flaches austauschen wollten. Leider ist das natürlich etwas, das Fotografien nicht wiedergeben können. Die Wahrscheinlichkeit einer DVD-Veröffentlichung geht wohl leider tatsächlich gen null, aber vielleicht erbarmt sich ja doch einmal etwa die "Edition Filmmuseum", nachdem man vor einigen Jahren immerhin sogar eine neue Kopie ziehen hat lassen (die, die wir gesehen haben).

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